Die Regierung der Kanarischen Inseln hat eine Forderung an die Europäische Kommission gestellt, die eine signifikante Verstärkung der materiellen und personellen Ressourcen der Europäischen Grenz- und Küstenwache (Frontex) im Archipel verlangt. Der Präsident Fernando Clavijo betonte die Notwendigkeit einer stärkeren Einbindung der Regionen in Entscheidungsprozesse sowie einer intensiveren Präsenz von Frontex und anderen europäischen Institutionen, um den anhaltenden Migrationsfluss zu bewältigen.
Als Antwort auf eine von der Generaldirektion für Migration und Inneres eröffnete Konsultation zur Aktualisierung der Frontex-Vorschriften schlug die Regionalregierung vor, die Präsenz von Frontex auf den Inseln durch den Einsatz von Luftfahrzeugen, Booten, Radaren und anderen Überwachungssystemen zu erhöhen. Ziel ist es, die Europäische Grenz- und Küstenwache dauerhaft und angemessen an strategischen Punkten wie den Kanarischen Inseln zu stationieren und mit den entsprechenden Ressourcen auszustatten.
Forderungen der Kanaren an Frontex
Die kanarische Regierung hält es für entscheidend, dass die neue Verordnung aus Brüssel die Möglichkeit eines erheblichen Ressourcenausbaus bei Frontex vorsieht, um die Herausforderungen der Migration auf den Inseln zu bewältigen. Derzeit beschränkt sich die Arbeit der Frontex-Teams auf die Unterstützung der Nationalpolizei in den verschiedenen Zentren für die vorübergehende Aufnahme von Ausländern (CATE) bei der Identifizierung und Befragung neu angekommener Migranten.
Die Regierung der Kanarischen Inseln hat während der gesamten Legislaturperiode gefordert, dass Frontex über diese Aufgaben hinausgeht und mit dem Staat bei Überwachungs- und Rettungsarbeiten nicht nur an den kanarischen Küsten, sondern auch in den Herkunftsländern der Migranten zusammenarbeitet. Diese Forderung wurde jedoch vom Innenministerium abgelehnt, obwohl der EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnus Brunner, in einem Treffen am 21. Januar in Straßburg die Notwendigkeit einer solchen Zusammenarbeit betonte.
Strategische Maßnahmen zur Migrationsbewältigung
Angesichts der offenen Konsultation durch Brüssel hat die Regionalregierung direkt gefordert, dass die neue Frontex-Verordnung eine umfassendere Kontrolle der gefährlichen Atlantikroute und lebensrettende Maßnahmen vorsieht. Weitere Forderungen umfassen die Beteiligung der EU an der humanitären Bewältigung der Migration und an maritimen Rettungsmaßnahmen. Konkret wird gefordert, dass die neue Frontex-Verordnung spezifische Koordinationsprotokolle mit nationalen Rettungsdiensten wie dem spanischen Salvamento Marítimo enthält, um eine echte operative Zusammenarbeit zu fördern.
Die Kanaren sind ein häufiger Schauplatz von Such- und Rettungsaktionen (SAR). Die künftige Regulierung muss sicherstellen, dass Frontex nicht nur in der Grenzkontrolle, sondern auch in der humanitären Unterstützung gemäß dem internationalen Seerecht und den Grundrechten tätig ist. Die kanarische Antwort auf die Konsultation fordert zudem mehr Einfluss der Regionen auf die operativen Entscheidungen von Frontex.
Die Regionalregierung betont, dass die Einbeziehung der autonomen Behörden in die operative Planung von Frontex notwendig ist, um die interinstitutionelle Koordination zu gewährleisten. Die Stimme der Regionen, die an vorderster Front dem Migrationsdruck ausgesetzt sind, soll die Effizienz des europäischen Grenz- und Rückkehrmanagementsystems stärken und eine territorial konkrete, menschenrechtskonforme und inklusive Governance fördern.
Darüber hinaus fordert die kanarische Regierung von Brüssel, dass der neue Frontex-Regelung ein differenzierter Ansatz für ultraperiphere Regionen wie die Kanaren zugrunde liegt, die mit besonderen Herausforderungen in Bezug auf Migrationsdruck, logistische Kapazitäten und territoriale Verwundbarkeit konfrontiert sind. Die sofortige und koordinierte Reaktion mit Frontex ist entscheidend, um die ständige Ankunft von Booten und Pateras im Archipel zu bewältigen, insbesondere nach dem starken Anstieg der Atlantikroute mit mehr als 87.000 Migranten, die 2023 und 2024 auf den Kanaren ankamen.
Besonders betont wird die alarmierende Situation der unbegleiteten minderjährigen Migranten auf den Kanaren, von denen mehr als 5000 Kinder in 82 Einrichtungen untergebracht sind. Der kürzlich veröffentlichte Frontex-Bericht „Análisis anual de riesgos 2025-2026“ warnt davor, dass der Migrationsdruck auf die Kanaren 2025 hoch bleiben wird, bedingt durch politische und sicherheitspolitische Verschlechterungen im Sahel, die humanitäre Krise in der Region, den russischen Einfluss und den potenziellen instrumentellen Einsatz der Migration sowie Kürzungen der humanitären Hilfe.
Um diesen Migrationsdruck zu bewältigen, schlägt die Regionalregierung vor, dass Brüssel die Änderung der Frontex-Verordnung nutzt, um eine schnellere und effizientere Zusammenarbeit mit Drittländern zu fördern. Die Europäische Union sollte ihren Dialog mit den Herkunfts- und Transitländern in Westafrika verstärken, um die Präsenz von Frontex in ihren Hoheitsgewässern zu gewährleisten. Dies erfordert bilaterale Abkommen mit diesen Ländern, um sie bei der maritimen Überwachung zu unterstützen.
Die kanarische Antwort auf die Konsultation fordert auch, dass das Schulungsprogramm des Frontex-Personals spezifische Inhalte zu Grundrechten umfasst, die den Zugang zu internationalem Schutz und die Betreuung von Menschen in verletzlichen Situationen wie Minderjährigen, unbegleiteten Minderjährigen, Menschen mit Behinderungen, älteren Menschen und Frauen, die potenzielle Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt sind, abdecken.