Die Regierung der Kanarischen Inseln hat der Europäischen Union eine Verstärkung von Frontex mit mehr Luft- und Seemitteln vorgeschlagen. Ziel ist die Beteiligung an humanitären Aufgaben und ein differenzierter Ansatz für die Regionen in äußerster Randlage.
Der Vorschlag wurde der Europäischen Kommission unterbreitet, um eine signifikante Verstärkung der Europäischen Grenz- und Küstenwache im Archipel zu erreichen. Die Initiative reagiert auf eine Konsultation aus Brüssel zur Aktualisierung der Frontex-Verordnung. Die Kanaren fordern mehr Luft- und Seemittel, Radare und technologische Systeme zur Verstärkung der Überwachung und Migrationsverwaltung.
Frontex-Einsatz auf den Kanarischen Inseln
Derzeit beschränkt sich die Arbeit von Frontex auf den Kanaren auf Unterstützung in den Zentren für die vorübergehende Aufnahme von Ausländern, insbesondere bei Identifikation und Interviews. Die Regionalregierung fordert jedoch eine Ausweitung der Rolle der Agentur, um bei der maritimen Überwachung, Rettung und humanitären Verwaltung sowohl an den Küsten der Kanaren als auch in den Herkunftsländern der Migration mitzuwirken.
Der Vorschlag sieht vor, dass das neue Frontex-Regelwerk spezifische Koordinierungsprotokolle mit den nationalen Rettungsdiensten enthält. Diese sollen die staatlichen Kompetenzen respektieren, aber eine echte operative Zusammenarbeit fördern. „Die Kanaren sind ein wiederkehrender Punkt für Such- und Rettungsaktionen, und das zukünftige Regelwerk muss sicherstellen, dass Frontex auch in koordinierter humanitärer Unterstützung und im Einklang mit dem internationalen Seerecht und den Grundrechten handelt“, betont das Dokument.
Regionale Besonderheiten der Kanaren
Die Regionalregierung fordert zudem, dass Regionen mit direkten Kompetenzen in Basisdiensten mehr Einfluss auf die operativen Entscheidungen von Frontex haben, um eine bessere Koordination zu gewährleisten. In diesem Sinne verteidigen die Kanaren einen differenzierten Ansatz für die Regionen in äußerster Randlage, der an ihre geografischen Besonderheiten und den Migrationsdruck angepasst ist.
Der Vorschlag erinnert daran, dass 2023 und 2024 mehr als 87.000 Menschen über die Atlantikroute auf die Kanaren gelangten, was eine der höchsten jemals registrierten Zahlen darstellt. Derzeit sind mehr als 5000 minderjährige Migranten in 82 insularen Einrichtungen untergebracht, eine Situation, die die Regionalregierung als „alarmierend“ bezeichnet.
Frontex und internationale Zusammenarbeit
Zudem fordert die Regierung der Kanaren, dass Brüssel die Zusammenarbeit mit den Herkunfts- und Transitländern in Westafrika durch bilaterale Abkommen verstärkt. Diese sollen es Frontex ermöglichen, in den Hoheitsgewässern dieser Staaten zu operieren, um die Überwachung vorzuziehen und Leben auf der Migrationsroute zu retten.
Der Vorschlag verlangt auch, dass das Frontex-Personal spezifische Schulungen zu Grundrechten erhält, mit besonderem Augenmerk auf Minderjährige, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen oder Frauen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht sind.
Die Regionalregierung betont, dass die Ausstattung von Frontex mit mehr Ressourcen und Kompetenzen nicht nur die Sicherheit der europäischen Grenzen stärkt, sondern auch eine effektivere humanitäre Reaktion auf den Migrationsdruck auf den Kanaren gewährleistet.