Das Colectivo Sin Identidad hat bei der Diputada del Común die Aufnahme der sogenannten „niños robados“ in die Ley de Memoria Democrática gefordert. Die Organisation beantragte eine Gesetzesänderung, um Waisenhäuser und Säuglingsheime als Teil des Gedenkens an die Opfer anzuerkennen. Lola Padrón betonte, dass den betroffenen Kindern „das Lebensprojekt genommen wurde, die Mütter von ihren Kindern getrennt wurden, mit einer psychologischen und emotionalen Belastung, die ihr Leben geprägt hat“.
Padrón und der Generalsekretär Lázaro Brito trafen sich Mitte vergangener Woche in der Geschäftsstelle der Diputación del Común auf Teneriffa mit Vertretern des Colectivo Sin Identidad. Anwesend waren der Vorsitzende Jorge Rodriguez Carrillo, Candelaria González González und Ramón Cazorla Pérez. Online unterstützte Neus Roig Pruñonosa, Präsidentin des Observatorio para las Desapariciones Forzadas de Menores, das Treffen. Das Colectivo setzt sich seit Jahren für Gerechtigkeit und Wiedergutmachung für die Opfer der während der Franco-Diktatur zwangsweise entwendeten Kinder ein. Die Organisation legte der Ombudsfrau einen Fahrplan vor, der, sollte er Erfolg haben, als Vorbild für ganz Spanien dienen könnte.
Gesetzesinitiative für gestohlene Kinder auf Teneriffa
Nach Anerkennung des Gesetzes 13/2019 vom 25. April über gestohlene Kinder in der Autonomen Gemeinschaft Kanarische Inseln strebt das Colectivo Sin Identidad die Aufnahme der Opfer in die Ley de Memoria Democrática an. „Wir haben der Regierung der Kanaren ein Dossier geschickt und beantragt, die gestohlenen Kinder als Opfer des Franco-Regimes anzuerkennen und ihnen das Recht auf Kenntnis ihrer wahren Identität zu gewähren“, erklärte der Vorsitzende Rodriguez Carrillo.
Der nächste Schritt ist eine Sitzung im Parlament der Kanarischen Inseln, nachdem Gespräche mit allen Fraktionen stattgefunden haben. Sollte diese Initiative scheitern, plant das Kollektiv, gemeinsam mit dem Observatorio und weiteren Verbänden, die Anerkennung aller während des Franco-Regimes genutzten Waisenhäuser und Säuglingsheime als Opferzentren auf nationaler Ebene zu fordern. Diese Forderung soll auch bei den Vereinten Nationen und im Rahmen des Universal Periodic Review diskutiert werden. Rodriguez Carrillo betonte: „Unsere Verantwortung besteht darin, einen Lösungsweg zu entwerfen, aber wir können die Umsetzung nicht garantieren. Bisher waren wir nur sekundäre Opfer einer schuldhaften Ausführungsschwäche.“ Er erinnerte zudem an das öffentliche Bekenntnis der kanarischen Regierungsvertreter zur Unterstützung der Opfer.
Opferstatus für gestohlene Kinder gefordert
Padrón stellte klar, dass die Straffreiheit bis heute andauere, da viele der in Gefängnissen, Krankenhäusern, staatlichen oder privaten Einrichtungen entwendeten Kinder weiterhin verschwunden seien und ihrer Identität beraubt würden. Sie betonte die psychischen und emotionalen Folgen für die Betroffenen und sicherte die Unterstützung der Diputación del Común zu.
Neus Roig Pruñonosa forderte als Präsidentin des Observatorio para las Desapariciones Forzadas de Menores, dass sowohl der spanische Staat als auch das Parlament der Kanarischen Inseln die Opfer des Franco-Regimes anerkennen und notwendige Hilfen bereitstellen. Sie verwies auf das Leid derjenigen, die in Säuglingsheimen geboren, später in Waisenhäusern untergebracht und dort misshandelt wurden. Roig betonte, dass das Ziel sei, diesen Menschen den Opferstatus zuzusprechen und ihnen Zugang zu psychologischer Unterstützung zu ermöglichen. Das Observatorio schlug vor, die spanische Regierung auf Grundlage des Gesetzes 20-2022 aufzufordern, allen betroffenen Kindern den Opferstatus zu verleihen.
Weg für nationale Anerkennung offen
Padrón erklärte nach dem Treffen, dass zwei Wege offenstünden: Einerseits werde auf den Kanaren die Aufnahme in die Ley de Memoria Democrática geprüft und unterstützt, andererseits solle auf nationaler Ebene die Anerkennung als Opfer angestrebt werden. Die Diputación del Común werde die Entwicklung begleiten und weiterhin die Rechte der Betroffenen unterstützen.
Das Colectivo Sin Identidad erinnerte daran, dass der 30. August als Tag des Gedenkens an gestohlene Kinder und ihre Familien auf den Kanaren seit 2019 begangen wird. An diesem Tag trat das Gesetz 13/2019 als erste Regelung dieser Art in Spanien in Kraft.